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Sineu wurde während der romanischen Epoche, 146 v Chr, gegründet. Sein Name stammt aus dieser Zeit. Talaiots und Frühhistorische Funde zeigen, dass bereits vor der heutigen Zeitrechnung 3000-4000 Jahre, Phönizier und Karthager hier gesiedelt haben. Jaime II, den man in Palma zum König krönte, errichtete ca. 1298 seinen Königspalast hier in Sineu. Doch Neid und Missgunst, gute Bekannte auch in unseren Zeiten, liessen ihn nur eine kurze Dauer glücklich sein. Er wurde vertrieben. Kehrte jedoch nach dem Tod Alfonso III auf die Insel zurück. Ich möchte Ihnen diese interessante Zeit nicht weiter schildern, sondern auf geschichtliche, Bücher oder Reiseführer verweisen, die ausführlich erläutern.
S'ESTACIÓ, der Bahnhof von Sineu wurde offiziell am 17. Februar 1878 eröffnet. Von dieser Zeit an verbindet ein Schienenstrang Sineu, das zu jener Zeit über 5000 Einwohner zählte, mit der Hauptstadt Palma. Dies Ereignis war für die Landbevölkerung um Sineu eine gewaltige Sensation, das zur Belebung des Handels führte. Als 1975 der Zugverkehr-aus poltischen Gründen-zum Erliegen kam, dezimierten sich die Einwohnerzahlen von Sineu weiter bis auf 2200 Personen. 1985 wurde der unter staatlicher Verwaltung stehende Bahnhof mit Billigung und Entgegenkommen der hiesigen Behörden einer privaten Initiative übergeben, die aus dem völlig heruntergekommenden Gebäude eine kulturelle Stiftung mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Malerei errichten wollte. Drei Ziele sollten angestrebt werden: Dezentralisierung von kulturellen Einrichtungen auf Mallorca. die Belebung des Ortes Sineu durch diese kulturelle Initiative; Ein zeitgenössisches Museum mit vielseitigen, häufigen Ausstellungen, von Künstlern aus unserem Lebensraum, unter Ausschluss von jederlei Kommerz. Da Land und Stadt über die Subventionierung dieses einmaligen Projekts nicht einig wurde , übergab man die finanzielle Verantwortung dem Initiator, der eigentlich keine Kommerzialisierung dieser kulturellen Einrichtung verfolgte. Als das Kunstzentrum S'ESTACIÓ am 12.08.1988 seine Pforten öffnete, war das Haus renoviert, jedoch der Ausblick, selbst aus oberster Etage, konnte in wirtschaftlicher Weise, niemand erfreuen. Das Kulturzentrum befand sich mitten auf dem Land und mehr als zehn Autos, die täglich an dem Haus vorbeifuhren, wurden nicht gezählt. Um die Kosten decken zu können, gab es viel zu tun. Dank der wachsenden Schar von Kunstfreunden, konnte die kulturelle Einrichtung, in den folgenden Jahren, wirtschaftlich stabilisiert werden. Heute erfreut sich das Haus monatlich eines lebhaften Besuchs von ca. 3500 Besuchern, die völlig kostenfrei das historische Gebäude und die interessanten, zeigenössischen Ausstellungen betrachten können.
Der Ort Sineu belebte sich und zählt heute 2850 Einwohner. Als Wochenendresidenz hat er bereits über 4000 Bewohner. Ab 2002 soll die Strecke Inca-Manacor für den Schienenverkehr wieder freigegeben werden. Die politische Entscheidung wurde durch die heutige Regierung getroffen. Damit werden erneut, die jetzt modernisierten Züge, am Bahnhof von Sineu haltmachen und, im besten Fall, den Strassenverkehr zu entlasten helfen.



Das Interview

Herr Drobig, Sie leiten eine Kulturstätte, ein Kunsthaus für zeitgenössische Malerei, jwd auf dem Lande, beinahe hätte ich gesagt, fern aller Zivilisation, was soll das?

Es soll auf das Besondere, auf das Einzigartige hinweisen, dass es nicht gleich "um die Ecke" zu sehen gibt. Der Reisende, -mir gefällt diese Metapher-, muss sich " auf den Weg machen", um uns zu besuchen oder zu entdecken.

Sie als Leiter der "Estació" sprechen vom Besonderen und Einzigartigen, gibt es das überhaupt noch, wo doch heute überall die Galerien aus dem Boden schiessen?

Ja. Das Einzigartige oder das Besondere wird es immer geben, für Sie! Sie müssen sich nur auf den Weg machen, es zu suchen. Deshalb kann es auch nie genug Galerien geben, wenn wir voraussetzen, dass das Finden, das Sichtbarmachen von Kunstgütern bedingt.

Jeder kennt die neuen Medien. Sie wirkenTag und Nacht auf uns ein. Könnte man sagen, dass man auf bildende Kunst verzichten kann, die ja auch heute nicht mehr den Stellenwert besitzt, den sie in dem letzten Jahrhundert gehabt hat? Ja, ist es nicht beinahe antiquiert, mit zeitgenössischer Kunst umzugehen?

Sie setzen voraus, dass sie, die Kunst, aus der Mode gekommen sei...Nun, Sie sollten wissen, dass sie uns seit über vierzigtausend Jahren begleitet, nicht als Wanderer oder Koffer, sondern als Teil von uns. Wir können nicht vor ihr davonlaufen oder sie einfach stehenlassen.

Soll das heissen, dass Kunst da ist und nicht erst geschaffen werden muss?

Wir Menschen verlangen nun einmal nach Deutungen, Zeichen, Symbolen, Formen und Erklärungen. Die Fähigkeit bedeutungstragende Zeichen zu entwickeln, setzt künstlerische, kreative Kräfte voraus. Es ist nun einmal so, dass es dem einen- besser gelingt als den anderen Künstler. Daran tüfteln, basteln, experimentieren Millionen von Menschen jahrein jahraus, um diese mentalen Symbole zu schaffen. Die Erforschung von kausalen Zusammenhängen setzt voraus, dass man sich die Frage stellt: was ist wenn...? Kennzeichen des Menschen ist eine symbolische Form von Intelligenz, die er aus seiner künstlerischen Veranlagung bezieht. Die symbolische Form der Intelligenz ist die Grundlage von Sprache, Mythos, Kunst, Technik, Religion und Wissenschaft und damit für die Genese einer eigenen Lebensphäre: der Kultur. Wollen Sie das in Frage stellen?

Wenn Kunst Bestandteil von uns allen ist, warum kommt man auf den Gedanken sie zu kaufen?

Es gibt nun einmal Menschen, die Kunst zu ihrer Lebensaufgabe machen und damit besser umzugehen verstehen, als wir, die beruflich anders Veranlagten. Sie faszinieren uns, weil sie das sichtbar machen können, was wir empfinden. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Wie alle Lebewesen ist auch der Mensch eine Einheit in der Vielfalt verschiedener Fähigkeiten. Wenn Sie so wollen, profitieren wir alle von unseren Künsten.

Ein jeder kauft das was er nicht kann?

Ein jeder kauft das, was ein anderer besser machen kann. Die Erdenzeit des Menschen ist begrenzt. Er kann schon einfach aus zeitlichen Gründen nicht alles selber machen.Die Regeln des Zusammenlebens und die Werte, an denen sich eine Gesellschaft orientiert, müssen immer wieder von Neuem durchdacht, argumentativ begründet und auf veränderte Lebensumstände abgestimmt werden. Dazu müssen Sprache, abstraktes Denken, Selbst-und Zeitbewusstsein zusammenwirken.

Klaus Drobig, s'Estació 2005